Schriften zur Heimatgeschichte
Heft 2
Die Seebacher Feuerspritze von 1757
Teil 1
Zusammengestellt von
Joachim Jaretzki
"... Am 8. Januar 1750 war in Seebach eine Feuersbrunst ausgebrochen, die Valtin Bustens Haus und Hofin
Asche legte. Die Untersuchung ergab, daß Flachs im Backofen geröstet und hernach in die Küche gebracht
worden war. Die Hausfrau aber hatte in die Anchen etliche Funken fallen lassen, sodass sich diese entzündet.
Der Beschädigte baute zwar das Haus wieder auf; weil es ihm jedoch an hinreichenden Mitteln fehlte,
so mußte er sein ganzes Gütchen losschlagen..."
Weiter steht geschrieben:
"... Aber zwei Jahre darauf ging "durch Gottes Verhängnis" ein abermaliger Brand in Seebach auf, und zwar in
unmittelbarer Nähe der Dicelschen Wohnung. Aus Gottfried Ottos, des Schulmeisters Scheuer loderten gegen
Abend die hellen Flammen empor. Das Feuer war ohne Zweifel von ruchloser Hand angelegt.
Ob es auch bald wieder gelöscht wurde,so hatte es doch die ganze Hofreite, nebst dem bisherigen Wohnhause
des Schullehrers, in Asche gelegt. Eine Tochter des verstorbenen Hermann Baumbach hatte ihre Mobilien in
diesem Hause, aber sie dachte nicht einmal daran, die selben zu retten, obgleich die Gerätschaften des
Schulmeisters größtenteils beiseite geschafft wurden, sodass nur ein Kalb im Stalle, sowie die Futter- und
Fruchtvorräte verbrannten. Dennoch schätzt er den Verlust auf 500 Taler, die ein Schuldiener nicht wohl
entbehren kann. Wie gut war es nun , dass die neue Schulwohnung unter Dach und Fach stand! Sogleich bezog er
dieselbe, und ward von den Ortsnachbarn so reichlich unterstüzt, dass er seinen Schaden so einigermaßen
verschmerzen konnte. Noch in demselben Jahre ließ er sein Privathaus wieder aufbauen. Er aber blieb in der
Schule und hat 58 Jahre seines Amtes in Segen gewirkt. Die Baumbachin dagegen war um all ihre Habe
gekommen. Und weil auch ihre Geschwister dasselbe Schicksal gehabt, so erinnerte man sich daran, daß ihr Vater
sein Vermögen auf unrechten Wege an sich gebracht, und erkannte Gottes wunderbares Strafgericht...."
Aufgrund dieser beiden Brände, die sich 1750 und 1752 zugetragen haben und bei denen beträchtliche
Schäden entstanden sind, bekam Seebach 1757 die erste Feuerspritze.
Bezahlt wurde dieses "Löschinstrument" vom damaligen "Wunderdoktor" Johannes Dicel (1676 - 1758 )
Die Gemeinde war arm und so griff Dicel in seinen eigenen Geldbeutel. Das neue Löschgerät und die notwendige
Unterkunft desselben kostete immerhin die doch stattliche Summe von 160 Talern. Den erforderlichen Bauplatz
für das Spritzenhaus stellte Dicel unentgeltlich auf dem eigenen Hof zur Verfügung. Er sparte damit der Gemeinde
die Ausgaben zum Ankauf eines Grundstückes.
Anhand der noch vorhandenen alten Gemeinderechnungen ist es ersichtlich, dass die Feuerspritze auch
überörtlich zur Brandbekämpfung eingesetzt wurde. An Zusatzausrüstung verfügte die Spritze über Feuereimern
auch über "Sprützen Laternen" welche mehrmals mit neuen "Zöglichtern" versehen wurde.
Eintragungen in Rechnungsbücher, Reparaturen an diesen Lichtspendern betreffend, finden sich mehrfach.
Die Spritze bekam im Jahr 1858 auch einen neuen Anstrich. In welcher Farbe sie dann strahlte, ist leider nicht
überliefert. Der rote Anstrich für Gerätschaften der Feuerwehren wurde erst im Jahr 1913 verbindlich festgelegt.
Im Jahr 1875 beschloß der Gemeinderat die Spritze auszumustern und ersatz für sie zu beschaffen.
Die Nachfolgerin wurde ein Jahr spähter von der Firma Röber aus Eichrodt geliefert. Die alte Spritze sollte in
zahlung gegeben werden.
Diese Spritze war nach 120 Jahren, so lange versah sie ihren Dienst, manuell verschlissen und technisch
veraltet. Ein neues Feuerlöschgerät musste beschafft werden.
Die bestellte neue Spritze wurde von Röber am 26. Dezember 1876 geliefert. Die alte Spritze hatte nun
ausgedient. In 120 Jahren ihres dienstes in Seebach, nahm die alte Spritze wie bereitz erwähnt, nachweislich
an 21 vorwiegend überörtlichen Brandeinsätzen teil. Es mögen aber wesendlich mehr gewesen sein,da
nicht mehr alle Rechnungsbücher vorhanden sind.
Zur Alarmierung wurden in erster Linie die Glocken der Kirche benutzt, so die Dörfer über eine Kirche verfügten.
Wie sollten auch sonst die in Entfernung arbeitenden Familienmitglieder und Nachbarn innerhalb kurzer Zeit zur
Hilfe gerufen werden? Es kam ja auf das Zupacken eines jeden Einzelnen an.
In Seebach wurde im Jahre 1736 die in der Mitte des Dorfes auf einem Hügel errichtete neue Kirche eingeweiht.
Wahrscheinlich stammte die vorhandene kleine Glocke noch aus der alten Kapelle am Wartberg.
Im Jahr nach der Kirchweih bekam die Kirche eine neue, große Glocke.
Zur Brandbekämpfung standen Gerätschaften wie Feuer- bzw. Einreißhaken, Äxte, Feuereimer und Leitern
zur Verfügung. Sie mussten herangeschleppt werden. Ein geordnetes Vorgehen wird in der allgemeinen
Aufregung und dem Durcheinander schwer gewesen sein, denn wer sollte das Kommando übernehmen?
Handwerkszünfte wie in Städten gab es auf dem Land nicht! Diese Vereinigungen verfügten über eine
feststehende Organisation. Sie waren beruflich organisiert, in ihren Zünften hierarchisch gegliedert nach
Meister, Gesellen und Lehrlingen. Die Bekämpfung von Bränden wird wohl in erster Linie darin bestanden
haben dem Feuer mittels Feuerhaken die Nahrung zu entreißen. Holzstücke, Bretter und Balken wurden
weggezogen und im schlimmsten Falle legte mann Gebäudeteile die dem Feuer noch nicht zum Opfer
gefallen waren nieder, um so ein Übergreifen der Flammen zu verhindern. War in der Nähe des Brandortes
Wasser vorhanden, so wurde es genutzt, um die Nachbargebäude zu benetzen und feucht zu halten.
So sollte das übergreifen der Flammen verhindert werden. Um aber das Wasser heranzubringen war aber
eine große Schar von Helfern notwendig. Dabei muste durch die Anwesenden eine Kette bilden und die
gefüllten Eimer zur Brandstätte weiterreichen. Wobei zu bemerken ist, das diese Eimer doch recht teuer waren.
".....wenn ein fremder in Seebach einzieht oder ein Heyratet muß er einen ledern Eymer
bey die Sprütze geben......"
Von der Abgabe waren nur Einmietlinge befreit. Diese waren ohne Besitz und hatten deshalb auch
weniger Rechte und Pflichten.
Quelle: Schriften zur Heimatgeschichte
Die Seebacher Feuerspritze von 1757
Teil 1
Zusammengestellt von J.Jaretzki